Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 2,9, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Lehrstuhl für Europäische Ethnologie), Veranstaltung: Staatsbürgerschaft als Problem: Territorium, Abstammung, Mentalität, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage nach der jüdischen Identität ist ein facettenreiches Thema, dessen
Beantwortung erst nach einem Blick auf die Geschichte der Juden geklärt werden
kann. Diese soll hier aber nur kurz als Einleitung dieser Arbeit dienen, um Migration
und Staatenlosigkeit dieses Volkes verständlich zu machen und die Ausprägung
verschiedenster Mentalitäten und Teilgruppen zu erklären.
Um das Thema etwas einzugrenzen möchte ich mich in meinen Ausführungen
besonders auf die Juden in Deutschland konzentrieren. In diesem Zusammenhang
werde ich auf Emanzipation und Akkulturation des deutschen Judentums zu Beginn
des 18.Jht eingehen, welches einen wesentlichen Bestandteil zum Verständnis
jüdischer Kultur in Deutschland leistet und ein exemplarisches Bild von dieser
Minderheit zeichnet, in dem der Fokus explizit auf die Darstellung von Bildung,
Berufsstruktur und sozialen Milieus gerichtet ist. Als besonders prägnant wird hier der
Wandel von Religion und Traditionspflege hervorstechen, der als ein wesentliches
Charakteristikum der kulturellen Anpassung gesehen werden kann.
Chronologisch fortgeschritten erörtert der nächste Gliederungspunkt den modernen
Antisemitismus und dessen Folgen für die Juden und die jüdische Identität. In diesem
Kontext wird auf den Zentralverein der Juden in Deutschland und den Zionismus
eingegangen, da diese Organisationen anhand der Einstellungen ihrer Mitglieder
wiederum ein Beispiel für jüdische Identitätssuche und Identitätsprobleme darstellen.
Das nächste Kapitel zu Ostjuden in Deutschland zeigt die Heterogenität und das
Konfliktpotential allein unter den deutschen Juden. Hier werden die Diskrepanzen
zwischen Ost- und Westjuden thematisiert, zusätzlich wird das Selbstverständnis der
Ostjuden reflektiert, um die Zerrissenheit dieser Minorität zu veranschaulichen.
Abschließend geht es im letzten Kapitel um die heutige Integration und Identifikation
der Juden. Mit der Analyse zu Interviews von emigrierten Juden, aus welchen sich
geschlechtsspezifische Stereotype bezüglich der Einstellung gegenüber Deutschland
und ihrer Vergangenheit erkennen lassen, sollen repräsentative Statements eine
differenzierte Momentaufnahme dieser Thematik geben. Folgend wird die persönliche
Ebene um die politische erweitert und institutionelle Unstimmigkeiten, wie die der
Streit zwischen dem Zentralrat der Juden und der Union Progressiver Juden zeigt, wie
die durch die Heterogenität erzeugten Konflikte noch immer fortbestehen.