Konig Leopold II. initiiert 1884 in Berlin die Kongokonferenz. Jahrzehnte, nachdem das europaische Ringen um Rohstoffe und Land entschieden scheint, fordert der Konig des Kleinstaats seinen Teil des Kuchens. Er rafft gigantische Teile zentralafrikanischen Regenwalds im heutigen Kongo in seinen Privatbesitz, eine Flache achtmal so gro wie Belgien. Improvisierend und sparlich besetzt beginnt eine Kolonialherrschaft von ungekannter Brutalitat, die das Land bis in die Gegenwart hinein zeichnet. Eric Vuillard macht die Monstrositat der Geschichte Belgisch-Kongos in seinem virtuosen Text spurbar. Er zeigt kleine Brusseler Beamte, aufgeschwungen zu Dschungelherrschern, die zu Vollstreckern der europaischen Rohstoffgier werden, und er verleiht ihren zahl- und namenlosen Opfern eine Stimme. Mitreiende Erzahlung eines der bizarrsten Kapitel der Kolonialgeschichte und rhapsodischer Essay uber die Allgegenwart der Gier, ist "e;Kongo"e; ein erschreckend lebendiges Zeugnis banaler Grausamkeit und des beginnenden Weltkapitalismus.
Wir kennen alle Details des Ersten Weltkriegs, seinen Beginn, seinen Verlauf, sein Ende. Doch die Wahrheit über diese fundamentale Erschütterung des Abendlandes kennen wir nicht. Vuillard führt uns diese Unkenntnis mit seiner grandiosen literarischen Geschichtsrhapsodie vor Augen. Er vermischt die sonst säuberlich getrennten Perspektiven und fügt sie zu einem neuen Ganzen zusammen. Mit atemberaubenden, musikalisch komponierten Assoziationen verbindet er die große Politik mit dem Elend der Schützengräben, die Detonationen der Gasgranaten mit den gemeinsamen Tänzen der Mächtigen jenseits der Front. In der >Ballade vom Abendland< wird die Geschichte zum Handelnden, erkennbar im Mosaik der Bilder, Vuillard will uns befreien, ernüchtern vom trunkenen Schwelgen in Tod, Opfer, Schlachten, Zerstörung und Heldentum.