Gerechtigkeitsfragen sind schon auf innerstaatlicher Ebene hart umkämpft - z.B.: Wie viel Sozialleistung ist etwa bei Arbeitslosigkeit angemessen? -, aber auf globaler Ebene nimmt die Komplexität dieser Fragen enorm zu. Mehr noch: Es ist unklar, ob wir es global gesehen überhaupt mit Fragen der Gerechtigkeit zu tun haben. Ist beispielsweise die weltweite Armut ein globales Problem oder doch eher eine Angelegenheit der jeweiligen Nationalstaaten? Und haben wir Verpflichtungen gegenüber Menschen, zum Beispiel Geflüchteten, mit denen uns nichts verbindet, die aber vor Armut fliehen?
Die Autorin zeigt Schwächen der bisherigen, stark normativ geprägten Vorstellungen globaler Gerechtigkeit auf und lenkt den Blick auf eine kritische Theorie, bei der empirische Gesellschaftsanalysen Auskunft über bestehende Ungerechtigkeiten bieten. Dabei lassen sich strukturelle von relationalen Ungerechtigkeiten unterscheiden. Am Beispiel transnationaler Wassernetzwerke werden Handlungs- und Kommunikationsblockaden ausgemacht, die zu einer ungerechten Vermarktung des Trinkwassers führen. Doch auch im alltäglichen Leben, jenseits von Verteilungsstrukturen, kommt es zu Ungerechtigkeiten - ein Aspekt, der häufig vernachlässigt wird. Die Autorin zeigt unter anderem am Beispiel der Roma-Minderheiten in Europa, wie durch Rassismus und alltägliche Diskriminierung "relationale" Ungerechtigkeit entsteht.