In »Reden über Demenz« steht die Kommunikation mit Demenzkranken und ihren Angehörigen im Mittelpunkt. Fachleute wissen heute, was Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen empfinden und welche Art der Anteilnahme eine wertvolle Unterstützung bedeutet. Für die bestmögliche Lebensqualität ist es essenziell, einfühlsam zuzuhören und zu reden. Man soll die Betroffenen nach ihren Ängsten und Wünschen fragen, ihre Worte jedoch nicht immer wörtlich nehmen. Damit die Betroffenen möglichst Halt im Leben haben, müssen auch die Angehörigen ohne Scham oder Schuldgefühle über die Krankheit sprechen können.
Das Buch richtet sich an Angehörige von Demenzkranken, an Politiker und Menschen, die sich Gedanken machen über angemessene Angebote für Betroffene, an Gerontologen, Pflegefachleute sowie Ärztinnen und Ärzte. Das Thema wird von Fachleuten aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Ein Porträt und eine Reportage sowie Stimmen von pflegenden Angehörigen zeigen den alltäglichen Umgang mit Demenzkranken.
»Wenn die Diagnose einer Demenzerkrankung rechtzeitig gestellt wird, ist der betroffene Mensch trotz der beginnenden kognitiven Beeinträchtigungen durchaus noch in der Lage, sich Gedanken zu machen über sein Leben und über seine Wünsche zum Lebensende. Deshalb darf diese Phase nicht verpasst werden und das Gespräch muss rechtzeitig auf diese Fragen geführt werden. Zum Zeitpunkt der Diagnoseeröffnung braucht die Patientin zuerst einmal die notwendige Zeit, sich mit ihrer Diagnose auseinanderzusetzen, Fragen zu stellen und ihr Leben neu zu ordnen. Erst dann kommt der Moment, in dem am besten der behandelnde Arzt mit dem nötigen Einfühlungsvermögen über die Zukunft und das zu erwartende Fortschreiten der Krankheit orientieren soll. Dies ermöglicht der Patientin, sich mit möglichen Szenarien und Fragestellungen im weiteren Krankheitsverlauf auseinanderzusetzen und ihre Prioritäten zu benennen, aber auch zu bestimmen, was sie sich nicht wünscht, was sie nicht möchte. [?] Das begleitete Auseinandersetzen mit diesen Fragen ist ein Prozess und keine einmalige Episode. Die Angehörigen sollen teilhaben an diesem Prozess, um die Gedanken ihres erkrankten Familienmitglieds zu verstehen und ihre eigenen Gefühle dazu auszudrücken. Diese Auseinandersetzung mit den Gedanken an die Unheilbarkeit der Krankheit, an das unausweichliche
Ende, an den Abschied kann sehr schmerzhaft und belastend sein, wird aber später eine große Entlastung für die Angehörigen sein. Und sie gibt der Patientin die Sicherheit, dass sie ihrer Krankheit nicht nur ausgeliefert ist, sondern mitbestimmen kann.«
Dr. Roland Kunz