Der von Caritas Schweiz herausgegebene Sammelband geht der drängenden Frage nach, wie die Sozialhilfe im System der sozialen Sicherheit besser verankert werden kann. Der Reformbedarf ist unbestritten - aufgrund der föderalistischen Ausgestaltung und fehlenden Verbindlichkeit, aber auch aufgrund der Tatsache, dass die Sozialhilfe nicht mehr nur als letztes Auffangnetz fungiert. Sie federt soziale Risiken ab, die durch keine Sozialversicherung abgedeckt werden. Ob es moderate Anpassungen oder einen Umbau braucht, der das ganze System der sozialen Sicherheit einbezieht, wird im Buch von namhaften Expertinnen und Experten reflektiert.
Die Angriffe auf die Sozialhilfe sind nicht nur finanzieller Natur, es werden auch laufend die Grundrechte von Sozialhilfebeziehenden eingeschränkt - angetrieben von einem rechtspopulistischen Diskurs, dessen Merkmal diffamierende und abwertende Zuschreibungen sind (Stichwort «Sozialschmarotzer»). Der Sozialalmanach 2020 nimmt auch den Einfluss dieses Diskurses unter die Lupe, hat er doch letztlich den Boden bereitet für den Sozialabbau, der längst begonnen hat. Zudem wird aufgezeigt, was es für die Betroffenen konkret bedeutet, zunehmender Kontrolle, Willkür und Demütigung ausgesetzt zu sein.