Stuck, eine bereits im Mittelalter verbreitete Technologie, gehörte spätestens seit dem 16. Jahrhundert zu den unverzichtbaren Gattungen repräsentativer Raumkunst. Im Zusammenspiel mit Malerei sowie Holz-, Textil- und anderen Künsten erfuhr sie große Aufmerksamkeit seitens der fürstlichen Bauherren. Die Erwartungen an die Entwürfe und Standards der Ausführungsqualität stiegen und verfeinerten sich. Ausführende waren oft wandernde Spezialisten.
Die Fürsten auf dem Gebiet des heutigen Thüringen engagierten vor allem im 17. und frühen 18. Jahrhundert vorrangig Stuckateure italienischer oder Tessiner Abstammung und Ausbildung. Sie sind über Jahre immer wieder in der Region nachweisbar, legten aber auch eine große überregionale Mobilität an den Tag. Dabei spiegeln die Wanderschaften nicht selten dynastische Beziehungen zwischen den Auftraggebern wider. Aber auch Statusansprüche von Herrschaftshäusern, Konkurrenzbeziehungen und der Wunsch nach Ebenbürtigkeit auf der Ebene des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, aber auch Europas, lassen sich anhand des Rückgriffs auf etablierte Künstler nachvollziehen.
Ausgehend von den in Thüringen zu beobachtenden Phänomenen untersucht der Band den mit der Stuckateurskunst verbundenen Kulturtransfer. Dabei spielen einzelne Biografien und Itinerare eine Rolle, aber auch Aspekte der Ausbildung, des technologischen Wandels und der künstlerischen Kooperation mit Architekten und Künstlern anderer Gattungen bis hin zur wirtschaftlichen Situation der Ausführenden im sozialgeschichtlichen Vergleich.