«Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.»
Albert Camus' berühmter Essay, eines seiner wichtigsten philosophischen Werke, kreist um die zentrale Frage, «ob das Leben die Mühe, gelebt zu werden, lohnt oder nicht». Hier entwickelt Camus seine Philosophie des Absurden - dem Spannungsverhältnis zwischen Sinnwidrigkeit der Welt und der menschlichen Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit -, die sich durch sein gesamtes Oeuvre zieht.
Camus geht in seinem Essay von keiner geringeren als der Frage nach dem
Sinn des Lebens aus. Er stellt sie denkbar radikal als die Frage, ob der
Selbstmord angesichts einer sinnlosen Welt nicht die einzig aufrichtige
Konsequenz sei. Der endliche Verstand des Menschen verzweifelt an der Unmöglichkeit,
einen umfassenden Sinn zu erkennen - dies bedeutet für Camus das Absurde.
Weil er aber dem Menschen und seinem Schicksal treu bleiben will, verbietet
er sich jede Ausflucht in Mystik oder Glauben. Der absurde Mensch bejaht
die Existenz in ihrer ganzen Sinnlosigkeit. Daraus erwachsen Stolz und
Mut. Wo keine Versöhnung mehr möglich ist, gilt es, das Leben und seine
Mannigfaltigkeit >>auszuschöpfen<<. Quantität und Intensität bewussten
Erlebens gehen über die Qualität, wie sie in herkömmlichen Ethikkonzeptionen
zentral ist. Die einzige Würde seiner Existenz findet der Mensch in seiner
Freiheit und seiner stolzen Auflehnung. So wird Sisyphos zum >>Helden des
Absurden<<: Er rebelliert gegen die Götter, die ihn strafen wollten, und
macht sein Schicksal zu seinem eigenen.