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Obwohl der deutsche und insbesondere der preußische Adel im Verlauf des 19. Jahrhunderts aufgrund umwälzender wirtschaftlicher Veränderungen gesamtgesellschaftlich an ökonomischer Bedeutung verloren hatte, verfügte er nach wie vor über ein herausragendes symbolisches und auch politisches Kapital. Dieses hatte durch die Einigungskriege sogar noch an Bedeutung gewonnen.
So erschien es vor allem für viele bürgerliche Aufsteiger höchst attraktiv, durch eine Nobilitierung in diesen Stand aufgenommen zu werden. Im Gegensatz zu dem vor allem in Württemberg und Bayern verliehenen Personaladel war der Adel in Preußen erblich.
Während unter den insgesamt 857 Neunobilitierungen im untersuchten Zeitraum von 1871-1918 in Preußen die meisten Neuadligen dem Offizierskorps (ca. 50 %), den Besitzern von Rittergütern (ca. 20 %) sowie dem höheren Beamtentum (ca. 17 %) entstammten, bildeten die Bildungsbürger, hier die Mediziner und Wissenschaftler/Kulturschaffenden nur eine kleine Randgruppe im einstelligen Prozentbereich.
In der hier vorliegenden Studie wird diese Gruppe aufgrund biographischer Daten und anhand der Akten des preußischen Heroldsamtes erstmals systematisch untersucht.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, lassen sich die neuadligen Mediziner in nur zwei Gruppen einteilen, die hochrangigen Militär- (und Leib-)Ärzte sowie prominente, meist auf einem Lehrstuhl sitzende Vertreter ihres Faches, bei denen auch mehr als ein Jahrhundert nach ihrem Wirken eine medizingeschichtliche Bedeutung außer Frage steht. Einer Nobilitierung Vorschub leisten konnte neben einer adligen Verwandtschaft vor allem die Nähe zum Thron.
Bei den wenigen geadelten Wissenschaftlern und Kulturschaffenden, insgesamt handelte es sich nur um zwölf Personen, findet sich eine solche Systematik nicht. |