Im vorliegenden Roman bebildert die Autorin die Süchte der deutschen Nachkriegsgeneration(en) am Beispiel des kurzen Lebensrausches ihres Vaters.
Trinken half ihm zu ignorieren, dass seine Generation ohne festen moralischen Kompass aufgewachsen war. Die Volksdroge Alkohol bekam ab den 1960er Jahren Schützenhilfe durch moderne Tranquilizer und Aufputschmittel. Millionen Deutsche glaubten, dass man mit ihrer Hilfe mehr so sein kann wie die anderen: Unversehrt. Sozial verträglich. Erfolgreich. Geschichtslos.
Die Nachkriegssäufer Westdeutschlands waren mit dieser Strategie freilich nicht allein. Zahlreiche Gesellschaften, nicht zuletzt jene in Ostdeutschland und den ehemaligen Sowjetrepubliken, haben ihre Geschichte auf diese Weise (nicht) bewältigt.
Die Autorin erzählt von den Facetten von später Kriegsversehrung im legendären deutschen Wirtschaftswunder: Zum einen die innere Trost- und Heimatlosigkeit, gespiegelt im Leben ihrer Mutter, Jahrgang 1938.
Zum anderen das tiefe Verwaistsein im (wirtschaftlichen) Aufstieg und Fall ihres Vaters, Jahrgang 1936, geboren aus Gewalt und Lieblosigkeit einer autoritären Gesellschaft.
Beides sind typisch "deutsche Geschichten", und doch stehen sie exemplarisch für Millionen anderer Schicksale weltweit.
Mit dem Unterschied, dass es die Geschichten eines "Tätervolkes" sind.