Wissenschaft und Gesellschaft stehen in einer dynamischen Wechselbeziehung, in der Vertrauen in die wissenschaftliche Forschung für die gesellschaftliche Rationalität unabdingbar ist. Aktuelle Krisen wie der Klimawandel und die COVID-19-Pandemie verdeutlichen jedoch die derzeitige Glaubwürdigkeitskrise der Wissenschaft, da Misstrauen und Unsicherheit dazu führen, dass wichtige wissenschaftliche Empfehlungen ignoriert werden. Diese Krise ist weniger ein epistemisches Problem als vielmehr ein Problem der sozialen Dimension des Wissenschaftsbetriebs und der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Die soziale Erkenntnistheorie bietet einen Ansatz zur Analyse dieses Vertrauensverlustes in die Wissenschaft, indem sie die Rolle sozialer Elemente in der Wissensproduktion betont und Fragen der Expertise, der epistemischen Arbeitsteilung und der Wissensvermittlung behandelt. Darüber hinaus liefert sie Ansätze zur Beurteilung der Expertise und Aufrichtigkeit von Experten aus der Perspektive wissenschaftlicher Laien und diskutiert, in welchen Fällen dem Wissen anderer vertraut werden kann.