Der vorliegende Band zeigt erneut, in wie starkem Maße Borchardt, da ihm jeder Weg in die Öffentlichkeit nun versagt ist, seine Thesen und Prognosen, seine politischen Kommentare, wissenschaftlichen Einsichten und autobiographischen Reflexionen in Briefen niederlegt, die ohne Rücksicht auf den allmächtigen (und vieles wohl für immer "kassierenden") Zensor in alle Welt gehen, nach England, nach Deutschland, nach Frankreich und in die Schweiz. Zu den Empfängern zählen, neben Briefpartnern früherer Jahre nun vor allem Gelehrte wie Bernard Berenson, Ludwig Curtius, Edgar Dacqué, Max Rychner und Vittorio Santoli.
Von den Nazis weitgehend unbehelligt ging der nationalkonservative deutsche Jude Rudolf Borchardt, der nicht mehr veröffentlichen durfte, in den dreißiger Jahren in einer gemieteten Villa bei Lucca seinen Studien nach - und seiner Korrespondenz. Die Kündigung der Villa Ende 1942 war der Auftakt zu einer Fluchtgeschichte, die zwei Jahre später mit Borchardts Tod in Tirol endete. Die Briefe aus den Jahren 1936 bis 1945 schließen die sechsbändige Reihe der Briefe Borchardts an verschiedene Briefpartner ab. Die zwei Bände des Briefwechsels mit Rudolf Alexander Schröder sind ein Längsschnitt durch fast ein halbes Jahrhundert geistigen Austauschs mit dem Kirchenmann, Innenarchitekten und Lyriker. Zusammen mit dem Briefwechsel Borchardt-Hofmannsthal in einem Band liegen die neun Textbände nun vollständig vor.